Lesungen



"AUS DEM GEPÄCK DER KRIEGSKINDER" (25. 04. 2024) 19:00 Uhr

Landeszentralefür politische Bildung Bremen

Vorwort

zur Neuauflage 2024

 

Neun Jahre sind vergangen seit der Buchpremiere der Anthologie  „Aus dem Gepäck der Kriegskinder“ im Jahr 2015,  an der noch alle Autorinnen und Autoren sich mit ihren Texten an der öffentlichen Lesung beteiligen konnten.

 

Inzwischen sind aus dem Kreis der acht schreibenden  “Kriegskinder“ bereits vier gestorben: Karlheinz Tauss wurde 80, Christine Mattner 83, Ursula Ziebarth 85  und Lisa Helms starb mit 102 Jahren.

 

Erst im letzten Abschnitt ihres Lebens konnten die “Kriegskinder“ ihre verschütteten oder verdrängten Erfahrungen im Rahmen des gemeinsamen Erinnerns  zu Papier bringen, teils in Prosa und als Lyrik. Was damals zunächst im Rahmen eines eher pragmatischen Schreib-Workshops begann, ist heute von unschätzbarem Wert.

 

Die Aufzeichnungen der “Kriegskinder“ sind Zeitzeugnisse aus dem zweiten Weltkrieg, in denen die jeweils individuellen Erfahrungen zugleich für das Allgemeine stehen. Die “Kriegskinder“  haben, ohne sich dessen bewusst gewesen zu sein,  Zeitgeschichte geschrieben, die jetzt zum Eingedenken  an die nächste Generation weitergegeben werden kann. 

 

Darüber hinaus dokumentieren die Texte die seelischen und körperlichen Kriegserfahrungen der Kinder, die sich als Traumata lebenslang in ihre Biografie eingeschrieben haben.

 

Sie dokumentieren aber auch Kräfte des Überlebens, ein Bewusstsein des “carpe diem“. Eine früh schon erfahrene Fähigkeit und Notwendigkeit der “Kriegskinder“ das Heute zu nutzen, da man nicht weiß, was morgen sein wird.

 

Inge Buck

2024

 

 

PRESSETEXT:

 

Als die Gedichte und Prosatexte der "Kriegskinder" - sie waren zwischen 1934 und 1940 zur Welt gekommen  - zum ersten Mal veröffentlicht wurden (2015) , musste das allgemeine Interesse an ihrer Generation  erst noch geweckt werden. Europa schien seit längerer Zeit durch eine Friedensordnung gefestigt und durch  Kriege nicht mehr bedroht zu sein.

 

Was im Rahmen eines Schreib-Workshops begann, ist heute von unschätzbarem Wert. Die Aufzeichnungen der  "Kriegskinder"  - inzwischen sind aus dem Kreis der acht Schreibenden  bereits vier gestorben -  sind Zeugnisse aus dem zweiten Weltkrieg, in denen die jeweils individuellen Erfahrungen zugleich für das Allgemeine stehen. Die "Kriegskinder"  haben, ohne sich dessen bewusst gewesen zu sein,  Zeitgeschichte geschrieben

 

Heute zeigt sich, wie begründet dieses schriftliche Eingedenken gewesen ist – es war das seismographische Vorgefühl einer jederzeit möglichen, neuen Katastrophe. Es wurde offenbar, dass die Erlebnisse und Sehnsüchte, die Schreckensbilder und Traumata der Kinder des 2. Weltkriegs unverjährbar sind,  dass sie ein zeitlos aktuelles Mahnmal darstellen.

 

Darüber hinaus bezeugen die Aufzeichnungen aber auch ein Bewusstsein des “carpe diem“, eine früh erfahrene Notwendigkeit und   Fähigkeit der "Kriegskinder",  das Heute zu nutzen, da man nicht weiß, was morgen sein wird.

 

 

Die letzten Häuser

Mathias Groll

 

Einige Häuser stehen noch

in der zerbombten Stadt.

Sie verschweigen dem Himmel,

dass sie noch Leben bergen.

 

Krieg will Tod.

Doch das Leben kennt Kräfte,

die der Krieg nicht kennt.

 

 

 

Erinnern

Inge Buck

  

Später

werden wir uns daran erinnern

 

Wunden werden zu Narben

Schmerzen zu Heldentaten

 

wenn wir vergessen haben

wird daraus eine Geschichte

 

 

BUCHPREMIERE:

25. April 2024

19 Uhr

Landeszentrale für politische Bildung

Bremen, Birkenstrasse 21 - 22


GEDENKKONZERT FÜR URSULA GÖRSCH

HFK Bremen, Dechanatstraße 26. November 2023, 18:00 Uhr

"Die Welt ist voll von großartiger Musik, man braucht meine nicht auch noch.  Oder doch?"

(Ursula Görsch)

 

 

Briefwechsel mit Ursula Görsch zur Textauswahl für die Kantate

„ Der Weg zum Brunnen – über Meere und durch Wüsten“

 

 

 Originaltexte

„Aus dem Gepäck der Kriegskinder“

(hrsg. Inge Buck)

 Edition Falkenberg, Bremen 2015

 

Zuspiel aus CD Uraufführung 20. August 2017

„ Der Weg zum Brunnen – über Meere und durch Wüsten „

Kulturkirche St. Stephani

 


1.

….“ manchmal frage ich mich schon: warum tue ich das alles?"  schrieb Ursula Görsch mir  einmal in einer Mail . „Früh aufstehen, den Tag streng organisieren, von vielen privaten Aktivitäten zurückziehen, nicht nur wegen körperlichen Einschränkung, sondern wegen des Zeitgewinns - warum tue ich das? Die Welt ist voll von großartiger Musik, man braucht meine nicht auch noch.  "Oder doch"? Ich kann mein (unsinniges?) Tun nicht erklären, nicht begründen. Ich m u s s  es einfach tun. Ist das Grund genug?

Weißt Du, was für mich das Wichtigste an unserer Verbindung ist? Dass ich mich verstanden fühle, gerade weil Du nicht aus der Musik kommst und es dadurch zu Grundfragen des künstlerischen Daseins kommt.“ So Ursula Görsch.

 

Der Austausch zwischen Text und Musik zieht sich als roter Faden durch unsere Korrespondenz und Gespräche.  Ein Schwerpunkt dabei war vor allem ihre Arbeit an der Kantate „Der Weg zum Brunnen – über Meere und durch Wüsten“, die 2017 anlässlich ihres  85. Geburtstages  in der Kulturkirche St. Stephani uraufgeführt wurde. In unserer Korrespondenz  ging es dabei  immer wieder um Fragen der  Textauswahl für die Vertonung des aktuellen Themas der Kantate: „Die Fluchtbewegung von Ost und Süd nach Europa“. 

 

Ursula Görsch, 1932 geboren ist -  wie auch ich -  ein „Kriegskind“. „Die Texte“,  so schreibt sie in der Einleitung zum Booklet der Kantate  „schildern Ereignisse, die mir aus dem Zweiten Weltkrieg bekannt sind. Warum nun diese musikalische Aufarbeitung so vieler schrecklicher Bilder? Die Kantate ‚Der Weg zum Brunnen‘ ist, unabhängig von den jeweiligen Lebensumständen, die Aufforderung, einen eigenen Lebensweg zu finden.“

  

Fast zeitgleich mit Ursulas Arbeit an der Kantate  hatte ich unter dem Titel „Aus dem Gepäck der Kriegskinder“ Texte von Autorinnen und Autoren meiner Kriegsgeneration gesammelt und herausgegeben,

(Zitat)„Erinnerungen, die ungewollt aufstiegen  aus dem inneren Gepäck der Kriegskinder, Texte aus dem Blickwinkel des Kindes mit dem Wissen von heute. Eingebrannte Bilder, die nach über 70 Jahren zur Sprache kamen.“

 

Es hat mich gefreut und berührt, dass Ursula aus der Anthologie der „Kriegskinder“  Texte für ihre Kantate ausgewählt hat -  teils vertont, teils gesprochen.

 

26. November 2023  - Totensonntag

18:00 Uhr

Hochschule für Künste, Bremen

Dechanatstrasse


GEDENKVERANSTALTUNG Doğan Akhanli

Sujet Salon Text ’n Art, 31. Oktober 2023, 18:00 Uhr

An seinem zweiten Todestag wollen wir unserem wertgeschätzten Autor Doğan Akhanli gedenken.

 

Wir lesen aus seinem Werk „Madonnas letzter Traum“, das 2019 im Sujet Verlag erschienen ist und ein perfektes Beispiel darstellt, wie Akhanli Genozide des 20. Jahrhunderts auf eine grandiose literarische Art bearbeitet. Außerdem haben wir die Ehre, Ausschnitte aus dem noch unveröffentlichten Roman „Sankofa“ vorstellen zu dürfen, der bisher noch von Recai Hallaç übersetzt wird und 2024 im Sujet Verlag erscheinen

wird.

 

Zum Autor:

Doğan Akhanlı, 1957 in der Türkei geboren und im Oktober 2021 in Berlin gestorben, hat zahlreiche Romane und ein Theaterstück verfasst. 1991 kam er als politischer Flüchtling nach Deutschland. Seit 1992 lebte er in Köln, später in Berlin. Sein Kernthema ist die Auseinandersetzung mit den Genoziden des 20. Jahrhunderts. Aufgrund seiner politischen Haltung war er mehrfach in der Türkei inhaftiert und zuletzt aufgrund eines türkischen Haftbefehls 2017 in Spanien, worüber er das Buch „Verhaftung in Granada“ schrieb.

2013 erhielt er den Pfarrer-Georg-Fritze-Preis in Köln, 2018 den Europäischen Toleranzpreis in Österreich und 2019 wurde ihm die Goethe-Medaille verliehen. „Die Tage ohne Vater“ und „Madonnas letzter Traum“ zählen zu seinen wichtigsten Romanveröffentlichung.

 

Leseprobe

 

Aus: Dogan Akhanli „Verhaftung In Granada“

oder Treibt die Türkei in die Diktatur?

Kiepenheuer & Witsch, 2018 (2. Auflage)

 

Mir war bekannt, dass sich in der Zelle das Zeitgefühl veränderte. Dass die Nachte lang, die Tage kurz werde, ist eine Zeitverschiebung, um die jeder Häftling weiß.  Eine halbe Million Menschen , die nach dem Putsch  von 1980 im Gefängnis saßen, kennen das Gedicht  Es wird früh am Abend im Gefängnis von Ahmed Arif, einem kurdischen Dichter, auswendig. 

 

An diesem unwirtlichen Ort katapultierte ich mich, wie ich es 2010 in meinen Gefängnisnächten ebenfalls häufig getan hatte,  in die Geborgenheit , an einen sicheren Ort, im mein an der Grenze zu Georgien liegendes, von Bergen eingezwängtes Gebirgsdorf in den Tagen meiner Kindheit.  

   

In diesem Dorf am Ende der Welt stand meine Mutter im Morgengrauen auf, verrichtete im unteren Stockwerk unseres an drei Seiten von Balkonen umgeben Holzhauses ihr Morgengebet, fütterte die einzige Kuh, die wenigen Hühner und die unzähligen Katze, im Winter heizte sie den Ofen mit Kienholz, machte Tee, schaltete das Radio ein und sorgte so dafür, dass Vater mit Volksmusik geweckt wurde. Kurz danach wurden meine Geschwister  und ich von einem Duft aus flammendem Holz, Milch, Tee, Rührei und geschmolzenem Käse aufgeweckt und stiegen ins Wohnzimmer hinunter.  Wir frühstückten gemeinsam. Und mein Vater, der erste Lehrer des Dorfes, gleichzeitig auch derjenige, der Mutter lesen und schreiben beigebracht hatte, ging nach dem Frühstück sofort in die Schule.

   

Meine liebsten Erinnerungsbilder an meine Mutter haben immer mit Büchern zu tun. Mutter begnügte sich nicht damit, die Bücher selbst zu lesen. Nachmittags sammelte sie uns Kinder um sich und las uns vor. Als ich mit zwölf Jahren das Dorf verließ, um aufs Gymnasium zu gehen, war ich auf all das fremde Leben vorbereitet, das dank der Romane längst  Einzug in unser Dorf gehalten hatte.

 

PROGRAMMABLAUF

 

1.   Begrüßung

Madjid Mohit

 

2.    Aus:  Insa Wilke, Laudatio zur Verleihung der Goethe-Medaille

Weimar 28. August 2019

Inge Buck

 

3.    Dogan Akhanli Dankesrede

Einspielung

 

4.     Aus  Dogan Akhanli „ Verhaftung in Granada“ (2018, 2. Auflage)

Inge Buck

 

5.   Prolog zu "Madonnas letzter Traum“ (2019)

Cornelius Kopf-Finke

 

6.   Ausgewählte Textstellen aus "Madonnas letzter Traum“

mit Bildeinblendung

Jürgen Meyhöfer“

 

7.   Epilog zu "Madonnas letzter Traum“

Cornelius Kopf-Finke

 

8.    Dogan Akhanli „Sankofa“ (unveröffentlicht)

Kurzbeschreibung

Madjid Mohit

 

9.    Aus  Dogan Akhanli„ Sankofa“

Leseprobe

Inge Buck    Cornelius Kopf-Finke

 

 

GEDENKVERANSTALTUNG Doğan Akhanli

Sujet Salon Text ’n Art

Bornstraße 18

Dienstag, 31. Oktober 2023

18:00 Uhr


Musik und Literatur an der Wende zum 20. Jahrhundert

Freitag, 22. September 2023, Villa Sponte zeitkultur e.V. (19:00 Uhr)

Um 1900 findet in Deutschland und Europa eine wahrhafte „Zeitenwende“ in den Künsten statt. Spätromantische Musik wird von impressionistischen und nicht-tonalen Klängen aufgestört. Poetisch geben Expressionisten und Dadaisten den Worten und ihren Klängen

neue Freiheit. Alte Gewissheiten verlieren ihre Kraft, machen Experimentierbereitschaft und neuen Risiken Platz.

 

„Début de siècle“ gibt sinnliche Eindrücke dieser Zeitenwende. Juliane Busse (Piano) und Ulrich Mückenberger (Klarinette) spielen Stücke von Reger, Fauré und Busoni und konfrontieren die früher Moderne Schönbergs, Bergs, Skriabins und Stravinskys. Doris Bollinger, Inge Buck und Evelyne Augis tragen dazu Gedichte von Rilke, Hesse, Verlaine, Baudelaire, aber eben auch von Eich, Bachmann, Schwitters und Ausländer vor.

Die Spannung zwischen romantischer Tradition und frühmodernem Aufbruch in der Jahrhundertwende drückt Cornelius Kopf-Finke mit Auszügen aus Stefan Zweigs „Welt von Gestern“ aus.


Was wir präsentieren, ist eine zeitbezogene Collage aus Musik – einzelne Sätze, zuweilen kurze assoziative Auszüge – und Poesie – überwiegend aus dieser Zeit (die vorgetragenen „Haikus“ sind zeitlos!). Zeit innezuhalten bieten Zweigs schriftstellerisch-historische Zwischentexte, die mit dem Vorschein des 1. Weltkrieges enden. Unsere Collage erlaubt vielleicht ein tieferes Sich-Hineinversetzen in diese Zeitenwende als der bloße Blick in Geschichtsbücher.

 

 

Rondel

 

Verflossen ist das Gold der Tage,

Des Abends braun und blaue Farben:

Des Hirten sanfte Flöten starben

Des Abends blau und braune Farben

Verflossen ist das Gold der Tage.

 

Georg Trakl

( Salzburg 1887 – 1914 Krakau)

 

 

Wie die Vögel

(1914)

 

Wie die Vögel, welche an den großen

Glocken wohnen in den Glockenstühlen,

plötzlich von erdröhnenden Gefühlen

in die Morgenluft gestoßen

und verdrängt in ihre Flüge

Namenszüge

ihrer schönen

 

Schrecken um die Türme schreiben:

können wir bei diesem Tönen

nicht in unsern Herzen bleiben

 

Rainer Maria Rilke

(1875 Prag – 1926 Montreux)

 

 

Termin:

Freitag, 22. September 2023

19 Uhr

 

Villa Sponte Zeitkultur e.V.

Osterdeich 59B

28203 Bremen

 

Konzept und Gestaltung:

Doris Bollinger, Inge Buck, Juliane Busse, Ulrich Mückenberger

 

Es lesen:

Evelyne Augis

Doris Bollinger

Inge Buck

Cornelius Kopf-Finke

 

Musik:

Juliane Busse

Klavier

Ulrich Mückenberger

Klarinette


Iranische Gegenwartsliteratur und sein Einfluss auf die Gesellschaft

eine zweisprachige Lesung mit Garous Abdolmalekian

23.08.2023, Sujet Salon Text `n Art (19:00 Uhr)

Sujet Salon Text ’n Art, Bornstraße 18

zweisprachige Lesung

 

Mittwoch, 23. August 2023

19:00 Uhr

Moderation: Inge Buck

 

Garous Abdolmalekian zählt zu den wichtigsten Stimmen der iranischen Lyrikszene und ist eine kritische Stimme der jungen Generation. Vor kurzem war er in Italien unterwegs, wo er den Literaturpreis Roddi erhielt. Nun kommt er nach Deutschland. Seine erste Gedichtsammlung, 2003 veröffentlicht, brachte ihm den Karnahmeh-Preis für den Lyrikband des Jahres ein. Auch weitere seiner Werke wurden im In- und Ausland ausgezeichnet.

 

Abdolmalekian liest aus einer Auswahl seiner Gedichte, die Jutta Himmelreich ins Deutsche übersetzt hat und die im Jahr 2021 unter dem Titel „Als der Krieg zu Ende war, brachte der Frieden die Menschen um“ im Sujet Verlag veröffentlicht wurde.


Fragen zur Übersetzung und Übersetzbarkeit an die Übersetzerin Jutta Himmelreich

 

Wie kann, wie darf man sich die Lyrik-Übersetzung vom Persischen ins Deutsche rein praktisch  vorstellen, die ja keine rein sachliche Übersetzung ist,  sondern eine Übertragung ist?

 

Dazu hier zwei  Beispiele unterschiedlicher Übersetzungen zu Versen von Abdolmalekian aus dem Persischen  ins Deutsche:

 

ALI ABDOLLAHI / KUR SCHARF

Ohne Titel

Vergiss

Das Maschinengewehr

Den Tod

Und denk an das Abenteuer einer Biene

Die inmitten eines Minenfeldes

Auf der Suche nach einem Blütenstängel ist.

 

JUTTA HIMMELREICH

Ohne Titel 6

Vergiss

das MG

den Tod

und stell dir die Biene vor

die mitten in einem Minenfeld

nach einer Blume sucht

  

ALI ABDOLLAHI / KUR SCHARF 

Ein Dieb im Dunkeln starrt auf ein Gemälde

 

JUTTA HIMMELREICH

Im Dunkeln versinkt ein Dieb den Blick 

in ein Gemälde

 

Die zweisprachige Lesung am 23. August ab 19 Uhr ist eine Kooperation des Sujet Verlages mit dem Bremer Literaturkontor e.V. und dem Verein West-Östlicher Diwan Bremen: interkultureller Austausch e.V.


Bremer Schätze (8. Juli 2023 in der Buchhandlung Storm)

Midissage mit Lesung mit Marietta Armena und Inge Buck (ab 16:00 Uhr)

Inge Buck

 

Bremen

 

Ich wohne

in dieser Stadt

hinter einem Vorhang

aus Regen

aus Straßenbahngeräuschen

hinter dem Zwitschern der Vögel

vor einem rotglühenden Abendhimmel

über den manchmal lautlos

ein Heißluftballon schwebt

 

Aus:

"Die Welt ist ein Septembertag -

Lyrik im west-östlichen Dialog"

Inge Buck, Madjid Mohit

Sujet Verlag, Bremen 2022


Die Welt ist ein Septembertag (21. Juni im Alten Rathaus Hemelingen)

Lyrik im west-östlichen Dialog

 © Foto: Godewind 2013 /Wikipedia

Die Welt ist ein Septembertag

Gedichte

Inge Buck und Madjid Mohit

Zweisprachige Lesung (deutsch-persisch)

 

Mittwoch, 21. Juni 2023

19:30 Uhr

Altes Rathaus Hemelingen

Rathausplatz 1

28309 Bremen

 

Zwei Lyrikstimmen im poetischen Dialog: Gedichte und Schriftzeichen auf Deutsch und auf Persisch von Inge Buck und Madjid Mohit.

 

Es lesen: Inge Buck, Madjid Mohit, Cornelius Kopf-Finke.

Musikalische Begleitung: Otto Maier auf der Hang (Einspielung) 


Eine Veranstaltung des Sujet Verlages Bremen in Kooperation mit Impuls e.V., Altes Rathaus Hemelingen

 

Eintritt frei / Spenden erwünscht


Die Welt ist ein Septembertag (21. April Bürgerverein Horn-Lehe e.V)

Lyrik im west-östlichen Dialog

Die Welt ist ein Septembertag

Gedichte

Inge Buck und Madjid Mohit

Zweisprachige Lesung (deutsch-persisch)

 

Mittwoch, 21. April 2023

19:30 Uhr

Bürgerverein Horn-Lehe e.V

Neues Ortsamt

Leher Heerstraße 105

28359 Bremen

 

Zwei Lyrikstimmen im poetischen Dialog: Gedichte und Schriftzeichen auf Deutsch und auf Persisch von Inge Buck und Madjid Mohit.

 

Es lesen: Inge Buck, Madjid Mohit, Cornelius Kopf-Finke.

Musikalische Begleitung: Otto Maier auf der Hang (Einspielung)

 

Eine Veranstaltung von Bürgerverein Horn-Lehe e.V

in Kooperation mit dem Sujet Verlag Bremen

 

Eintritt: 10,00 €

kulturraumhornlehe@web.de

kontakt@sujet-verlag.de


Die Welt ist ein Septembertag (19.03.23, Parkhotel Bremen)

Lyrik im west-östlichen Dialog

Pressemitteilung:

Die Welt ist ein Septembertag

Sonntag, am 19. März 2023

16:00 Uhr

Parkhotel Bremen, Im Bürgerpark 1

Bremen, 28209

 

Einlass: ab 15 Uhr

Start: 16 Uhr

 

Zwei Lyrikstimmen im poetischen Dialog: Gedichte und Schriftzeichen auf Deutsch und auf Persisch von Inge Buck und Madjid Mohit.

 

In der Anthologie „Die Welt ist ein Septembertag“ werden alle Gedichte in Text und Schrift zweisprachig vorgestellt. In Gesprächen über Bilder, Worte und Geschichten wurden die Gedichte im poetischen Austausch in die jeweils andere Sprache übertragen, die deutschsprachigen Gedichte ins Persische, die persischen Gedichte ins Deutsche.

 

Neben den sprachlichen Übertragungen korrespondieren die Gedichte von Inge Buck und Madjid Mohit auch noch auf einer zweiten Ebene. In der Gegenüberstellung der Gedichte begegnen sich auf besondere Weise lyrische Muster. Es sind unter anderem Motive zu Zeit, Angst und Traum, zu Augenblick, Ferne und Freiheit die sich auf den Seiten des Gedichtbandes zweisprachig gegenüberstehen.

 

Der lyrische Dialog zwischen den Gedichten von Madjid Mohit und Inge Buck steht zugleich in einem Spannungsfeld zwischen westlicher und

östlicher Welt, zwischen Fremdheit und Vertrautheit, Nähe und Ferne, konnotiert von den eigenen kulturellen und biografischen Erfahrungen. Ein Abenteuer der Begegnung in Wort, Text und Schrift.

 

„Jahre verweht/vergessen/wie Zeit/die nie gewesen“

schreibt Inge Buck und auf der gegenüberliegenden Seite antwortet Madjid Mohit:

„Immer suche ich/die abgetragenen

Schuhe/In der Tasche der Zeit versteckt.

 

Über die Mitwirkenden:

 

MADJID MOHIT ist Verleger, Übersetzer, Herausgeber und Lyriker. Er gründete 1996 den Sujet Verlag, der seit Beginn bis heute verfolgten Autorinnen und Autoren eine Stimme gibt. Er verlegt unter anderem zweisprachige Bücher aus dem Persischen, Französischen, Spanischen, und Indonesischen. 2015 wurde Madjid Mohit mit dem renommierten Hermann Kesten-Preis des PEN ausgezeichnet, Ende 2018 erhielt er den Bremer Diversity Preis.

 

CORNELIUS KOPF-FINKE ist Vorleser und Rezitator, er wirkt bei vielen literarischen Veranstaltungen und Buchpremieren mit, er hat unter anderem auch Hörbücher eingelesen. Zudem ist er Organisator des Literarischen Quartiers Bremen, wo er mit großem Engagement die monatlichen Veranstaltungen organisiert und als Lesender auftritt.

 

OTTO MAIER ist Musiker, Percussionist und spielt auf der Hang, einem Musikinstrument, das er kunstvoll beherrscht und das in der Schweiz entwickelt wurde. Er leitet u.a. musikalische Workshops und gibt Einzel- und Gruppenunterricht.

 

Eintrittspreis: 20 €

Anmeldungen über:  Bankett.bremen@hommage-hotels.com

Hier ein Mitschnitt der Veranstaltung:

Einleitende Worte zur Veranstaltung von Johannes Feest:

„Der lyrische Dialog zwischen den Gedichten von Madjid Mohit und Inge Buck steht zugleich in einem Spannungsfeld zwischen westlicher und östlicher Welt, zwischen Fremdheit und Vertrautheit, Nähe und Ferne, konnotiert von den eigenen kulturellen und biografischen Erfahrungen. Ein Abenteuer der Begegnung in Wort, Text und Schrift."

 

So steht es in der Pressemitteilung. Genauer kann man es kaum ausdrücken, was wir hier vor uns haben. Aber damit beginnt erst die eigentliche Arbeit am Text. Ich habe mich für den gegebenen Anlass auf ein Gedicht beschränkt. Es wird im Titel der heutigen Veranstaltung zitiert, stammt von Madjid Mohit und beginnt mit den Worten:

 

"Die Welt ist ein Septembertag wie heute". Es geht also um einen bestimmten Tag, an dem die Welt so erscheint. Und wohl auch um einem bestimmten Ort. "Die Sonne gibt sich Mühe durch die dicken Wolken zu kommen". Vermutlich sind wir also in Bremen und damit an einem der

Pole des interkulturellen Austauschs.

 

Dazu passt auch das gegenüber abgedruckte Gedicht von Inge Buck:

 

"Schon spüre ich den Geruch fallenden Laubs, schon liegt die Grasnarbe bloß".

 

Das erinnert an ein früheres Gedicht von Inge Buck namens "Septemberkraut", das von den Herbststürmen handelt. Aber warum immerfort September? Wir sind schließlich im März. Und wie mag das die persischen Leser:innen anmuten? Diese könnten ja auf die Idee kommen, dass es in Bremen hauptsächlich solche Septembertage gibt. Zum Beweis des Gegenteils müssten sie die persische Version eines anderen Gedichtbandes von Inge Buck zur Hand haben, in welchem vom "fahlen Grün der Wiesen in Märzlicht“ die Rede" ist und auch von der "Absichtslosigkeit eines Sommertags, der Geduld einer Kaktusblüte, der Zeitlosigkeit einer Ameise, der Verlässlichkeit des Schattens".

 

Natur pur.

 

Man könnte auch darüber spekulieren, ob Madjid Mohid sich von Inge Bucks Gedichten hat inspirieren lassen. Die er ja seit 1999 immer wieder gedruckt hat. Aber sein eigenes Gedicht "Septembertag heute" verlässt die Naturlyrik mit dem Schlusssatz. Dieser lautet: "und wir lesen

keine Nachrichten mehr".

 

Potzblitz, par bleu! Was für ein kalter Hauch kommt da auf uns zu, aus dem sonnigen Orient?

 

Offenbar geht es um das unerträgliche Quantum an schlechten Nachrichten mit denen wir täglich überschüttet werden: Corona-Tote, Waffenlieferungen, Häuserzerstörungen, Hinrichtungen, Erdbeben. Solche Lyrik im west-östlichen Dialog hat es in sich und der Septembertag wirkt noch im März nach und weit über Bremen hinaus.

 

Dieser Dialog verweist, ebenso diskret wie deutlich, auf das großartige verlegerische Werk, welches Madjid Mohit in den letzten 25 Jahren in Bremen aufgebaut hat. Er hat berühmte Autoren aus dem Persischen und dem Arabischen übersetzen lassen. Aber er hat auch eine große Zahl von Autoren, die hierzulande noch nicht so bekannt sind, einem deutschen Publikum näher gebracht. Und zunehmend hat er zweisprachige Ausgaben herausgegeben, in denen Beispiele deutscher Lyrik dem Orient vermitteln werden und umgekehrt. All dies hat hohe Aktualität.

 

Damit könnte ich schließen, wenn nicht zwischen September und März sich etwas ereignet hätte, was geeignet sein könnte diese fruchtbare Art von Dialog zu verstärken und zu verstetigen. Damit meine ich eine Vereinigung, die sich im Dezember zusammengefunden hat.

Sie trägt den großen Namen "West-östlicher Diwan. Interkultureller Austausch" und ihre Vorsitzende ist Inge Buck. Sinn des Unterfangens ist es, dass dieser Austausch nach Kräften, privat und staatlich angemessen gefördert und präsentiert wird. Sie alle, liebe Zuhörer:innen sind schon jetzt eingeladen, demnächst auf diesem Diwan Platz zu nehmen.

 

Johannes Feest


Kultur erhebt ihre Stimme (24.02.23, Bremen, Weserterrassen, 15 - 18 Uhr)

Veranstalter: CLIMART und Bürgerhaus Weserterrassen

Texte von Inge Buck und Gunther Gerlach

Übersetzungen ins Persische: Madjid Mohit

 

1. Gunther Gerlach: Nie genug

2. Inge Buck: Sommer 2022

3. Übersetzung ins Persische: Madjid Mohit

4. Inge Buck: Kein Herbst

5. Übersetzung ins Persische: Madjid Mohit

6. Gunther Gerlach: Für Neruda. Pablo

7. Inge Buck: Es gibt keinen Sommer mehr

8. Übersetzung ins Persische: Madjid Mohit


Kein Herbst

 

Das Rot der Eberesche

fast wie immer

und doch kein Herbst

am Ende eines Sommers

 

Die Bäume schweigen

im glutheißen Wind

halten still

wenn die Blätter verdorren

 

Aus: Inge Buck. Nachtwind. Gedichte.

Sujet Verlag Bremen, 2019


Sommer 2022

 

Während Salman Rushdie

niedergestochen wird

ertönt aus dem Radio

Barockmusik

steht die Sonne

glutheiß am Himmel

 

brennen die Wälder

verenden die Fische

verdorren die Blumen

versengt der Rasen

kehren Badende

heim vom Strand

 

schweigen die Vögel

 

Aus: Inge Buck und Madjid Mohit. Die Welt ist ein Septembertag.

Lyrik im west-östlichen Dialog. Gedichte deutsch - persisch, persisch - deutsch

Sujet Verlag Bremen, 2022